Münster (Westfalen). Beim Pressegespräch zur Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 13. März hat sich der Erzbischof von Abuja (Nigeria), Kardinal John Onaiyekan, zur Lage der Religionsfreiheit in Nigeria geäußert. Nach seinen Worten gefährdet die islamistische Sekte „Boko Haram“ mit ihren Mordattacken – vor allem gegen christliche Kirchen und Einrichtungen – den „relativen Frieden“, der zwischen den christlichen und muslimischen Gemeinschaften in seinem Heimatland traditionell herrscht. Zwar sei der religiöse Terrorismus von „Boko Haram“ auch von muslimischen Autoritäten immer wieder verurteilt worden, doch sei es ihm gelungen, unter Christen Zweifel an der Friedfertigkeit der Muslime zu wecken und eine Atmosphäre des Misstrauens zu erzeugen. Dennoch zeigte sich Kardinal Onaiyekan zuversichtlich: „Die meisten nigerianischen Christen und Muslime leben miteinander in Frieden, ja mehr noch: Sie geben auch ihr Bestes, um den Frieden aufrecht zu erhalten.“
Jeweils etwa die Hälfte der 170 Millionen Einwohner Nigerias gehört dem Islam und dem Christentum an. Für eine friedliche Zukunft ist es nach den Worten des Kardinals unverzichtbar, dass das Konzept der „einen Nation unter einem Gesetz“ zunehmend anerkannt wird. Religionspolitische Sonderwege – wie die Einführung der Scharia in mehreren nördlichen Bundesstaaten – müssten zugunsten des einheitlichen Rechtes im nigerianischen Staat überwunden werden. Die in der Verfassung anerkannte Religionsfreiheit sei dabei der Rahmen, der ein gutes Miteinander der Gläubigen mit verschiedenen Bekenntnissen ermöglichen könne.
Christen und Muslime rief Onaiyekan zu einem vertieften Dialog auf. In der gegenwärtigen Situation sei dies der einzig mögliche Weg, um Spannungen abzubauen. „Von der Konversion der anderen zum wechselseitigen Respekt“ – dies sei die vor den Religionsgemeinschaften in Nigeria liegende Aufgabe.
Erzbischof Onaiyekan ist gegen eine Kriminalisierung von Schwulen und Lesben.
Er wies Vorwürfe zurück, er unterstütze die verschärften Strafgesetze gegen homosexuelle Partnerschaften in seinem Land. Eine Kriminalisierung von Schwulen und Lesben sei nicht gerechtfertigt. Seine Pressekonferenz wurde von einer Protestkundgebung von rund 100 Homosexuellen begleitet.