Es handelt sich um Meriam Yahia Ibrahim Ishag, eine 27jährige Lehrerin, die aus einem kleinen Ort im Westen des Sudan stammt. Sie ist die Tochter einer äthiopisch-orthodoxen Mutter und eines sudanesischen Muslim. Ihr Vater verließ die Familie, als sie sechs Jahre alt war. Ihre Mutter erzog sie christlich und zog später in die sudanesische Hauptstadt Khartoum, wo sie 2011 verstarb. Meriam Ibrahim ist seit 2012 mit Daniel Wani verheiratet. Er stammt aus dem Südsudan und ist sudanesischer und US-Staatsbürger. Das Paar hat einen Sohn (Martin Wani), der bei der Verurteilung der Mutter 20 Monate alt war. Meriam war zu diesem Zeitpunkt im achten Monat schwanger.

100 Peitschenhiebe und Hinrichtung. Nach der im Sudan geltenden Scharia – dem islamischen Rechtssystem – wird jede Person als Muslim betrachtet, bei der mindestens ein Elternteil muslimisch ist. Die eigene Überzeugung gilt dabei als irrelevant. Muslimischen Frauen ist es außerdem verboten, ihren Ehepartner frei zu wählen: Ihr Mann muss Muslim sein.

Meriam Ibrahim wurde am 17. Februar 2014 verhaftet, nachdem ein angeblicher Verwandter ihre Ehe mit einem Christen anzeigte. Die Ehe wird von den Behörden als nichtig betrachtet. Meriam wurde umgehend wegen “außerehelichem Verkehr” nach Art. 146 und “Apostasie” (Abfall vom Islam) nach Art. 126 des sudanesischen Strafgesetzbuchs angeklagt. Die Behörden zogen den Pass ihres Mannes ein und verweigern ihm, seine Frau zu sehen.

Abbas al Khalifa, Richter am Gericht von El Haj Yousif, Khartoum, gab ihr am 12. Mai 2014 eine dreitägige Frist zur “Reue”, um sich dem Islam zuzuwenden. Mehre islamische Geistliche drängten sie zu diesem Schritt. Am 15. Mai erklärte Meriam Ibrahim im Gericht: “Ich bin eine Christin und habe niemals Apostasie begangen.” Das Gericht verurteilte sie daraufhin zum Tod durch den Strang. Die Vollstreckung ist aufgeschoben, bis zwei Jahre nach der Geburt ihres zweiten Kindes (dem Ende der Stillzeit). Sie ist außerdem wegen “außerehelichem Verkehr” zu 100 Peitschenhieben verurteilt worden.

Gefangenschaft. Meriam Ibrahim wird mit ihrem kleinen Sohn im Frauengefängnis von Omdurman (im Großraum Khartoum) gefangen gehalten. Ihr Ehemann darf sich nicht um das Kind kümmern, da er Christ ist und die Behörden die Kinder als Muslime betrachten.

Meriam Ibrahim ist während der Haft körperlich und psychisch misshandelt worden. Medizinische Versorgung und Vorsorgeuntersuchungen für ihre bevorstehende Niederkunft werden ihr verweigert.

Zur Unterstützung des Appells können Sie die Unterschriftliste Sudan: Todesstrafe für „Abfall vom Islam“ herunterladen und in Ihrem Umkreis um Unterschriften bitten. Die Liste – die nicht komplett ausgefüllt sein muß – bitte dann an die IGFM in Frankfurt senden. Herzlichen Dank! 

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